Beim Blocksanierungsgebiet „Gudrunstraße II“ handelt es sich um ein typisch „historisch gewachsenes“ Stadtviertel, in dem sich einerseits Gebäude aus der Gründerzeit wie auch Gebäude aus allen Generationen der Nachkriegszeit befinden. Somit ist dieses Projekt repräsentativ für zahlreiche weitere Wohngebiete in Wien, die in derselben Art strukturiert sind. Das Blocksanierungsgebiet Gudrunstraße II umfasst insgesamt 118 Gebäude, deren Bauzustand weitgehend sanierungsbedürftig ist.
Eine erste Abschätzung des Endenergieverbrauchs und der CO2-Emissionen des Gebiets Gudrunstraße II für die Bereiche Raumwärme und Warmwasser für die unterschiedlichen Bebauungsepochen zeigt, dass der thermische Energieverbrauch aktuell 35 GWh/a übersteigt. Da die Versorgung überwiegend mit dezentralen Erdgas-Heizungen erfolgt, resultiert daraus ein jährlicher CO2-Ausstoß von 12.000 Tonnen.
Eine erste Abschätzung auf Basis von Erfahrungswerten der Projektpartner zeigt, dass ein theoretisches Energieeinsparpotential durch umfassende Sanierungen von mehr als 80%.
Im Moment existieren jedoch noch keine erprobten, ganzheitlichen Musterkonzepte für vergleichbar große Bauvorhaben mit weit über 100 typischer Zinshäuser, um energieeffiziente, sozial- und umweltverträgliche Blocksanierungen innerhalb eines angemessenen zeitlichen Rahmens umzusetzen. Im vorliegenden Projekt werden daher die Aktionsfelder „Energieversorgung & -nutzung“, „Bestand & Neubau“, „Stadtökologie & Klimawandelanpassung“ sowie „Kommunikation & Vernetzung“ adressiert und intensiv behandelt.
Es gibt bereits eine Vielzahl von technischen Lösungen, um einerseits den urbanen Energieverbrauch zu senken und die Energieeffizienz zu erhöhen. Erneuerbare Energiesysteme können hinsichtlich thermischer Energie beispielsweise über Fernwärmesysteme mit nachwachsenden Brennstoffen oder Verwertung von Abwärmepotentialen oder Wärmepumpensysteme bereitgestellt werden. Zur Bereitstellung von elektrischer Energie sind etwa Photovoltaik-Systeme geeignet, allerdings ist deren gemeinschaftliche Nutzung aktuell aus gesetzlichen und technischen Gründen auf einzelne Wohngebäude beschränkt.
Im Rahmen des Projekts soll ein Demonstrationsgebäude als Leuchtturm-Sanierungsprojekt mit ressourcenschonender Nachverdichtung umgesetzt werden, wobei ein weltweit erster Demonstrator zur gleichzeitigen stofflichen und thermischen Verwertung von Grauwasser zum Einsatz kommen soll. Im Rahmen eines Pilotversuchs wird erstmals eine Energiegemeinschaft aufgebaut, welche selbst-erzeugte Energie untereinander austauschen kann. Dabei werden Energieverbrauchs- und Energieerzeugungsverläufe in Echtzeit gemessen, um durch eine Analyse des Nutzungsverhaltens der BewohnerInnen Energieerzeugung und –verbrauch zeitlich effizient in Einklang zu bringen. Darüber hinaus wird ein partizipativer Planungsprozess mit BewohnerInnen und relevanten Akteuren zur Erarbeitung eines Masterplans an Maßnahmen für das Blocksanierungsgebiet abgehalten. Demonstrativ umgesetzte Maßnahmen werden auch im Bereich Stadt- und Gebäudebegrünung erfolgen.